Annett Rauch hatte ein energievolles Wesen und beschäftigte sich mit der Kunst und insbesondere der Malerei.
Wenn sie selbst malte, waren es mehr intuitive, expressive Bilder, die weniger auf Dauerhaftigkeit angelegt waren.
Innerlich war sie oft zweifelnd und das galt auch für ihr Verhältnis zum christlichen Glauben.
Bei der Geburt ihres ersten Sohnes wäre sie fast gestorben. Da war der Tod plötzlich so nahe gewesen und sie hatte Angst vor ihm gehabt.
Acht Wochen nach der Geburt ihres zweiten Sohnes wurde sie psychisch krank. War es eine „postnatale Depression“ oder lagen die Ursachen noch viel tiefer in ihrer Person? Welche Therapie, welche Medikamente hätten sie von ihrem Freitod bewahren können? Für die Menschen, die ihr am nächsten standen, blieb zunächst nur ein Gefühl der Ohnmacht.
Das denkwerk für Annett Rauch besteht aus zwei Teilen: einer Schale und einer Stele aus Sandstein.
Die Schale hat der Vater ihrer Kinder selbst gehauen: ein Objekt gegen die Hilflosigkeit, die er so oft gespürt hatte und an der Oberfläche grob und fein gleichzeitig. Wasser steht in der Schale.
Die Stele ist der eigentliche Grabstein. Er trägt noch die gewaltsamen Spuren des Abbauprozesses im Steinbruch. Dort waren in den Sandstein Löcher gebohrt und Spaltkeile gesetzt worden um den Stein vom Felsen trennen zu können.
Der Stein ist hoch und schmal. Bis auf die Abbruchfläche sind die Kanten des Steins weich und abgerundet, sowie sie trotz ihres energievollen Wesens ein warmherziger, sozialer Mensch gewesen war.
Die Abbruchfläche ist vergoldet und dominiert den Stein. Gold ist chemisch fast inaktiv und verändert sich im menschlichen Zeitrahmen kaum. Es wirkt statisch auf uns und vielleicht hat es deshalb etwas Transzendentes, Göttliches.
Auf der Vorderfläche ist ein kleines, griechisches Kreuz eingearbeitet: Ein Bild für die Hoffnung auf Erlösung…
Idee und Ausführung: denkwerk, in Zusammenarbeit mit dem Ehemann; Material: Seeberger Sandstein; Aufgestellt im Oktober 2006 auf dem Friedhof in Leipzig/ Gohlis
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