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Günter S. war Mathematiker und EDV-Fachmann. Er hatte viel übrig für Präzision, sei es bei programmierten Abläufen oder sei es bei Werkzeugen und Maschinen.
Sein eigentlicher Berufswunsch aber war ein anderer gewesen: Förster.
Er brauchte immer viel Raum um sich.
Zeichen faszinierten ihn. Nicht nur die Sprache der Programmierer, sondern viel ältere: chinesische Schriftzeichen. Nachdem er in Rente gegangen war, machte er einen Führerscheinzum Fahren von mehrspännigen Kutschen.

Dem denkwerk für Günter S. liegt eine alte Form aus den ländlichen Bereichen Norddeutschlands zu Grunde. Es ist der rechte Pfeiler einer Hofeinfahrt mit einem Radabweiser für Kutschen.
Das Material ist ein Diabas: ein sehr dichtes, präzise zu bearbeitendes Material mit einer grünlich- schwarzen Färbung, die vegetal anmutet.
Im oberen Teil sind chinesische Schriftzeichen eingearbeitet, die auf einem gebrochenen Kreis stehen. Die Form geht auf ein Amulett zurück, welches Günter S. einmal von einer Reise nach China mitgebracht hatte. Es ist eine Poesie Su Dongpo´s einem berühmten Dichter, der in China von 1036 bis 1101 gelebt hatte. Es sind die Zeichen für: Mond, haben, dunkel, sonnig, rund und gebrochen.
Der linke Pfeiler der angedeuteten Durchfahrt (in das nicht Fassbare, in eine andere Dimension) wird erst aufgestellt werden, wenn seine Frau gestorben ist und auf dem Friedhof beerdigt werden wird.
Das denkwerk für Frau S. ist das gespiegelte Pendant aus einem anderen Material, dass mehr zu ihr passt (Aachener Blaustein). Solange sie lebt, ist es ihr Lebenszeichen.
Irgendwann wird es auf den Friedhof umgesetzt werden und lässt dann den Raum für die imaginäre Durchfahrt…

denkwerk für Günter S.:, Aufgestellt im März 2005 auf dem Friedhof an der Heerstraße in Berlin; Idee und Ausführung: denkwerk in Zusammenarbeit mit Gisela S.

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