Unter der Geburt hatte Raphaëls Herz aufgehört zu schlagen.
Ganz unvermittelt stellte sich für beide Eltern die Frage nach dem Schicksal und seiner Unfassbarkeit.
Für den eher naturwissenschaftlich geprägten Vater blieben Tod und Geburt unbegreiflich und durch Naturgesetze nicht erklärbar. Hier schien ihm die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit zu begrenzt.
Der Mutter war die „Seele“ wichtig, etwas, was nur emotional erahnbar ist.
Beide wünschten sich für Raphaëls denkwerk etwas Rundes, Weiches, was Schutz und Geborgenheit ausstrahlt. Es sollte irgendwie kompakt und austariert wirken, mit einer Andeutung von Innen und Außen.
Das denkwerk für Raphaëls besteht aus einem rötlichen Findling.
Dieser Findling hat eine lange Reise hinter sich. Im Verlauf der letzten Eiszeit war er von Skandinavien aus bis nach Brandenburg geschoben und geschubst worden.
Der Stein hatte viel über sich ergehen lassen müssen, aber er war innerlich kompakt und stabil geblieben.
Ein trichterförmiger Durchbruch geht von der Vorderseite aus durch den Stein hindurch, um sich nach Hinten wieder zu öffnen. Er ist fein geschliffen und poliert. Hier kommt die kristalline Struktur des Granites am schönsten zum Vorschein.
In diesem Trichter steht Raphaëls Name eingemeißelt.
Er dreht sich gegen den Uhrzeigersinn in den Stein hinein.
Idee und Ausführung: denkwerk in Zusammenarbeit mit den Eltern; Aufgestellt im Mai 2009 auf dem Sophienfriedhof in Berlin- Mitte; Material: Granit;