Der Block aus Seeberger Sandstein im stillgelegten Steinbruch von Velpke bei Wolfsburg. | ||
Ein Schwerlasttransporter hat ihn nach Berlin gebracht. Auf dem Gelände der Kapelle der Versöhnung wird er abgeladen. | ||
Die Bewohner der Schrippenkirche schauen sich den Sandsteinblock an und begutachten die Modelle. | ||
Damit eine Schrippe daraus wird, muss noch viel Stein abgearbeitet werden. | ||
Die ersten großen Brocken werden mit Keilen abgesprengt. | ||
Die Spaltung ist gelungen. | ||
Die oberen Ecken werden ebenfalls mit Keilen abgetrennt. | ||
Noch sieht die Schrippe eher wie eine Kartoffel aus. | ||
Und immer wieder: der Vergleich mit dem Original. Es war allerdings nicht einfach, beim Bäcker die „typische“ Schrippe zu finden. | ||
Damit die Schrippe auch von unten rund wird, musste die aufgebockt werden. | ||
Die fertige Schrippe vor der Werkstatt. Um sie herum wächst das Roggenfeld. | ||
Im August 2006 sind einige Helfer/Innen aus Europa für das erste Probeziehen eingetroffen. Die Schrippe soll ca. 40 Meter von der Werkstatt vor die Kapelle gezogen werden. | ||
Es stellt sich heraus, dass mit zehn Leuten die Schrippe schwer zu bewegen ist. Aber mithilfe von Brechstangen und einigen kanadischen Touristen gelingt es, den Sandstein über das abgeerntete Feld zu ziehen. | ||
Vor der Kapelle der Versöhnung ist für ein Jahr Zwischenstation. | ||
Im September 2007 geht die Schrippe wieder auf Wanderschaft. Da sie einen großen Wendekreis hat, wird sie zuerst den Postenweg hinaufgezogen. | ||
Es sind genug Helfer gekommen. Den gefährlichsten Job hat der, der die Rollen nachlegen soll. | ||
Die Schrippe hat die Richtung geändert und wird den Postenweg nach unten gezogen. | ||
Sehr wichtig ist der Bremskeil, denn 5 rollende Tonnen hält keiner mit der Hand auf… | ||
Die Schrippe ist an der Bernauer Straße angekommen. Es sind immer mehr Menschen geworden, die sich das Spektakel anschauen. | ||
Nach einer Verschnaufpause geht es weiter. Die Polizei stoppt den Verkehr an der Bernauer Straße. | ||
Auch die Straßenbahn hält an. | ||
Ein heikler Abschnitt: über die Straße sollte es schnell gehen. | ||
Die Bernauer ist überquert. | ||
Auf der anderen Seite biegt die Schrippe in die Ackerstraße ein. | ||
Fast angekommen. Jetzt muss die Schrippe nur noch auf den Betonsockel. | ||
Ein Detail im Stein und eine Reminiszenz an die alte, abgerissene Schrippenkirche. |
Was den Nordlichtern das Rundstück, den Bajuwaren die Semmeln, ist den Berlinern ihre Schrippe.
Fachlich gesehen ist es der mit dem Messer oder einem Stück Holz eingekerbte Brötchenteig, der im Verlaufe des Ausbackens und durch die Backtriebmittel (Hefe) entlang des Schnittes aufreißt.
Noch vor dem Pfannkuchen ist die Schrippe das wichtigste Backerzeugnis Berlins. Versucht sich der gemeine Berliner Bäcker als Konditor, rümpfen zugereiste aus anderen Landesteilen der Republik die Nase. Zentimeterdicker Zuckerguss verunstaltet allzu oft die trockenen, faden Törtchen und Teige.
Anders verhält es sich beim Graubrot oder eben: der Schrippe.
Ihre Qualität ist dem Berliner wichtig, geradezu heilig. Er mokiert sich über zu luftige, aufgeplusterte Schrippen und schätzt die schwere Ostschrippe.
Das eigentliche Wahrzeichen Berlins sollte nicht der Bär sein, sondern die Schrippe.
Eine Schrippe vor der Schrippenkirche erinnert an die Geschichte.
Vielen alten Berlinern ist die Kirche noch ein Begriff, als der Ort im proletarischen Wedding, wo man auch in kargen Zeiten etwas zu essen bekam.
Die Kirche ist verschwunden, der Name ist geblieben.
Erstaunlich ist die äußerliche Ähnlichkeit von gelblichem Sandstein und einer ausgebackenen, goldgelben und knusprigen Schrippe.
Wenn nur das Gewicht nicht wäre.
Sandstein ist fast dreimal schwerer als Wasser, viel schwerer als jede Ostschrippe.
Bei einer Schrippenlänge von 1,8 Metern, einer Höhe von 1,2 Metern und einer Breite von ca. 1,3 Metern wiegt sie ungefähr 6 Tonnen.
Berlin, im Juni 2005 Michael Spengler
Fotos: Aram Barthoff